
Köln – 15,2 Millionen gigabitfähige Anschlüsse wird es Ende Juni in Deutschland geben. Das ist das Ergebnis der ersten Gigabit-Studie des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. (VATM) und Dialog Consult, die der Verband heute auf der Messe ANGA COM in Köln vorgestellt hat.
Nur etwa ein Viertel der Haushalte nutzt die schnellen Anschlüsse
94,7 Prozent der gigabitfähigen Anschlüsse stammten von den Telekom-Wettbewerbern, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Mitte 2019 liege die Anzahl der Gigabit-Anschlüsse im Kabelnetz bei 11,2 Millionen. Hier wachse das Angebot aktuell schneller als die Vermarktung, da im Wesentlichen zentrale Netzelemente ausgebaut würden. Hinzu kommen 4 Millionen Glasfaser-Anschlüsse.
Von den verlegten Anschlüssen werden allerdings viele (noch) gar nicht genutzt. Den Zahlen zufolge sind es bei den Kabelanschlüssen gerade einmal 21,4 Prozent, bei Glasfaser 31,7 Prozent. Zusammen kommen die beiden Anschlussmöglichkeiten auf rund 3,7 Millionen aktive Haushalte.
Noch viel Handlungsbedarf im ländlichen Raum
Obwohl man auf dem Land in den vergangenen Monaten sogar mehr Anschlüsse pro Einwohner geschaffen habe als in der Stadt, bestehe hier immer noch der größte Handlungsbedarf, so der VATM. In Städten standen Mitte 2018 bereits 83,2 Prozent der Haushalte Anschlüsse mit mehr als 100 Mbit/s zur Verfügung, in ländlichen Gebieten dagegen nur 19,4 Prozent (Quelle: TÜV Rheinland).
Forderungen des VATM an die Politik
VATM-Präsident Witt fordert von der Politik die Senkung der regulierten Preise für Kupferanschlüsse. Zudem solle es keine Bevorzugung von Vectoring gegenüber Glasfaser geben. Weiter wünscht sich der Verband gemeinsam mit dem DIHK eine Aus- und Fortbildungsinitiative für Berufe rund um den Glasfaserausbau sowie den Abbau von Bürokratie. "Schnellere Verlegetechniken werden manchmal bürokratisch im wahrsten Sinne des Wortes ausgebremst. Zudem muss die Bearbeitung der Anträge für Baumaßnahmen besser koordiniert und beschleunigt werden", sagt Uwe Nickl, VATM-Präsidiumsmitglied und CEO des Unternehmens Deutsche Glasfaser.
Man habe den Ministerien Vorschläge unterbreitet, sagt Witt. Unter anderem gehe es darum, den eigenwirtschaftlichen Ausbau anzukurbeln, die Förderung zu optimieren, Bürokratie abzubauen und neue Verlegetechnologien zu pushen. Der VATM schlägt außerdem Voucher für Bürger vor, damit die neuen Infrastrukturen schneller genutzt und ausgelastet werden. Auch über die Abschaltung alter Kupfernetze müsse nachgedacht werden, wenn dadurch mehr Rentabilität erreicht werden könne und überflüssige Fördergelder gespart werden könnten. Im Rahmen des Digitalgipfels der Bundesregierung soll ein Aktionsplan vorgestellt werden.
- Wenn der Kunde kein Glasfaser will Zuletzt kommentiert von robert_s am 10.06.2019 um 15:45 Uhr